1995

Bilder sind per Klick vergrößerbar.

Schützenkönig Hans Jansen - Minister Fritz Hohnheiser & Theo Piolot
Schützenkönig Hans Jansen - Minister Fritz Hohnheiser & Theo Piolot
Jungkönig Markus Elsberger - Ritter Edmund Hermanns & Hans-Uwe Jansen
Jungkönig Markus Elsberger - Ritter Edmund Hermanns & Hans-Uwe Jansen
Fahnenübergabe 1994 von Uwe an Hans
Fahnenübergabe 1994 von Uwe an Hans
Januar 1995: In wenigen Minuten beginnt die Krönung
Januar 1995: In wenigen Minuten beginnt die Krönung

Das gibt es nur in Rheindahlen. 

 

Das haben die Presse, als auch die Brauereien und sonstige Zulieferer bestätigt. In ihrem ganzen Einzugsgebiet ist es noch nie vorgekommen, dass drei Wirte aus einer Stadt das Königsgespann bilden.

Wie kam es dazu?

 

Schützenfest 1993, Dienstag gegen 24 Uhr. Die drei Wirte stehen im Festzelt an der Theke und schauen dem Treiben zu. Einer von ihnen bemerkte so nebenbei: „Wir könnten ja auch mal auf den Vogel schießen.“ Nun ja, diese Thekengespräche haben es manchmal in sich.

Ein halbes Jahr später kamen die Drei überein, dass, wenn Hans Jansen, Gastwirt „Zur Alten Post“, den Vogel runterholt, würden Fritz Hohnheiser, Gastwirt „Zum Jägerhof“, und Theo Piolot, Gastwirt „Union Klause“, seine Minister.  Kommentar der Wirtinnen:

Für ein Volk, dass seine Wirte ernährt, kann man auch einmal in den Sparstrumpf greifen. Wahre Worte.

Die Frauen überraschen uns immer wieder.

Was daraus geworden ist?

 

August 1994.


Die Burg des Königs im ehemaligen kaiserlichen Postamt zu Rheindahlen.
Die Burg des Königs im ehemaligen kaiserlichen Postamt zu Rheindahlen.

Das letzte sichtbare Zeichen wird entfernt.

Es ist Brauch, dass der König das letzte Wort hat. Nun, ich hatte mir für den Abschlussball, eine Rede mit etwas 1000 wohldurchdachten Worten zusammengestellt, um meine Gefühle zum Ausdruck zu bringen.

Als nach vielen netten Aufmerksamkeiten dann meine Frau Helene, zweifache Trierpilgerin, auch noch den Hl. Matthias überreicht bekam, hatte ich alles vergessen.

Es kam nur ein Wort heraus, dass meiner Meinung nach mehr als tausend Worte sagt: 

Danke!

Der Europakönig kommt vom Niederrhein.

 

Es ist Donnerstag, den 27. August 1998, 15.30 Uhr. Start mit dem Reisebus vom Haus des stellvertretenden Diözesanbundesmeisters (DBM) des Diözesanverbandes Aachen, der auch unsere Reise organisiert hat, Willi Küppers. Bis wir uns endlich Richtung Polen aufmachen können, müssen noch einige Zwischenstops eingelegt werden, an denen weitere Teilnehmer zu uns stoßen. In Siegburg ist dann die Truppe komplett.

 

An Bord werden nun die Diözesankönigin, Gerda Moosmayer aus Lammersdorf, und der Bundeskönig, Heinz Franken aus Lindern, herzlich begrüßt. Die gesamte Reisegesellschaft besteht aus 40 Mitgliedern, 22 Männer und 18 Frauen. Natürlich können nicht alle beim Schießwettbewerb in Polen teilnehmen, immerhin haben sechs Männer diesen Vorteil. So sind die anderen willkommene Unterstützung und angenehme Reisebegleitung. „Natürlich,“ meint Willi Küppers, „Wäre es phantastisch, wenn wir bei unserer Rückkehr in unseren Reihen auch den neuen Europakönig begrüßen könnten.“ Diese als spaßig angesehene Aussage wird mit viel Beifall und Gelächter aufgenommen. Wenn wir gewusst hätten......

 

Am Freitagmorgen, den 28. August, erreichen wir um 4.30 Uhr den Grenzübergang Ludwigsburg. Damit liegen schon neun Busstunden hinter uns. Ganz schön anstrengend. Wir haben zwei Stunden Aufenthalt. Bevor es weitergeht, sind pro Person für die Weiterfahrt, 11 DM zu zahlen, eine Art Straßenbenutzungsgebühr für Polen. Danach geht es über sehr holprige Straßen weiter zum nächsten Reiseziel: Czenstochowa. Sicher den meisten bekannt als größter Marienwallfahrtsort Polens, den auch der Heilige Vater schon zweimal bei seinen Polenbesuchen aufgesucht hat. Hier wird das Bildnis der schwarzen Madonna verehrt. Ich muss sagen, dieser kurze Aufenthalt in Czenstochowa hat mich sehr bewegt. Zum einen war es die tiefe Frömmigkeit, mit der hier die Besucher zur Gottesmutter beteten, aber auch die Verzweiflung gebrechlicher, alter und junger Menschen, die mit Inbrunst beteten, in sich gekehrt, fast der Welt entrückt. Ich stand in der Menge von hunderten Menschen, die an einer Messe vor dem Bild der schwarzen Madonna teilnahmen. Einer unter vielen, die von  Elend und Kummer gezeichnet waren. Wie hatte noch ein Bekannter vor der Reise zu mir gesagt, als wir über diesen Wallfahrtsort gesprochen hatten. „Ein gesunder Mensch hat viele Wünsche, ein Kranker nur einen.“  Ich glaube, ich war noch niemals in den vielen Jahren so bewegt, wie an diesem Ort.

 

Wir verlassen das Kirchengelände. Zwei Frauen begegnen uns, sie rutschen auf ihren Knien langsam und anscheinend unter großen Schmerzen zur Kirche, betend, ab und zu innehaltend, um neue Kraft zu schöpfen. In einer Stunde werden sie sicher das Stück bis zum Marienbild bewältigt haben. Durch den Nieselregen erscheint mir die Situation unnatürlich, ein Schleier liegt vor meinen Augen. Lange sehe ich den Frauen nach und bemerke, dass ich sie mit meinem Gebet ein Stück des Weges  begleite. Ich greife zum Taschentuch, natürlich will ich mir mein Gesicht trocknen, nieselt es doch immer noch.

 

Aber dann hat mich die Welt schnell wieder. Um 14.30 Uhr gibt es Mittagessen, seit 24 Stunden die erste Mahlzeit. Gegen 17 Uhr erreichen wir schließlich unser Ziel: Krakau.

 

Das Finden unseres Hotels entwickelt sich zu einer Irrfahrtlurch durch Krakau. Aufgrund unserer mangelnden Sprachkenntnisse, kann uns kein Einwohner den genauen Weg beschreiben. Wir bestellen ein Taxi, dass vor uns herfahren soll. Aber das bringt keinen Erfolg. Die Polizei, Dein Freund und Helfer, kann uns endlich helfen. An das Hotel kommen wir aber nicht näher als 500 m heran: unser Bus ist zu schwer und die Straße zu leicht, um das Gewicht zu tragen. Was bleibt uns anders übrig, als unsere Koffer zu packen und das letzte Stück durch den Regen zurückzulegen. Was können 500 m doch eine lange Strecke sein.

 

Um 19 Uhr können wir dann unsere Zimmer belegen. 27 Stunden sind wir nun schon mit dem Bus unterwegs. Dennoch, es bleibt nicht viel Zeit, um sich auszuruhen und frisch zu machen. Mit einem Taxi fahren wir zur Festwiese nach Blonia. Wir erscheinen mit sechsstündiger Verspätung. Klar doch, dass der offizielle Teil längst vorbei ist. Um 21.30 Uhr erwischen wir mit sehr viel Glück ein Taxi, es regnet immer noch. Fünf Mann werden hineingedrückt und dann zum Hotel. Es versteht sich, dass wir uns hier noch auf einen Drink zusammensetzen und gemeinsam die Hinfahrt Revue passieren lassen. Haben wir es bereut, das Unternehmen mitgemacht zu haben? Sicher nicht. Man weiß ja auch, wenn Schwierigkeiten überwunden sind, denkt man, wie immer im Leben, nur noch an die schönen Momente, die man erlebt hat. Die Drinks lösen die Zunge, die Müdigkeit lässt nach, um uns dann aber gegen Mitternacht vollends zu packen. Aufstehen, sonst schläft man auf dem Sofa ein. Todmüde sacken wir in unser Bett. Gute Nacht, wer weiß, was uns morgen erwartet.

 

Samstag, 29. August. Der Wecker rasselt um 6.30 Uhr. Nach einem ausgiebigen und guten Frühstück machen wir uns gegen 10 Uhr mit der Straßenbahn auf den Weg zum Festplatz. Hier melden wir uns bei der entsprechenden Stelle an und erhalten gegen eine Gebühr von 10 DM unseren  Schießausweis. Ruhe bewahren, denn der Schießbeginn verzögert sich, warum auch immer.

Endlich, gegen 13 Uhr ist es so weit. Für das Ausscheidungsschießen stehen drei Vögel zur Verfügung. Die Deutschen stellen mit 50 Schützen das größte Kontingent und erhalten einen eigenen Vogel. Die anderen Nationen werden auf die beiden übrigen Vögel verteilt. Wenn der Vogel von der Stange fällt, kommen der glückliche Schütze und die vier, die vor ihm geschossen haben und die vier, die nach ihm hätten schießen können, in die Endausscheidung. Also, insgesamt 27 Personen. Man sieht, es spielt auch das Glück eine Rolle. Obwohl ich sehr gut schieße, kann ich den Endkampf nicht erreichen. Aber Willi Lienen, der mit uns angereist ist, schafft es.

 

Um 15 Uhr, also nach zwei Stunden, beginnt das Hauptschießen. Um 15.45 Uhr fallt der Vogel. Wir trauen unseren Augen und Ohren nicht: Willi Lienen, unser Willi aus Breyell Nettetal, aus der Pfarre Maria Himmelfahrt, ist neuer Europakönig.

Um 17 Uhr wird mit großem Medienspektakel der neue Europakönig geehrt. Die Krönungsmesse ist in der Kathedrale von Wawel. Welche große Ehre die polnischen Gastgeber uns zukommen ließen, kann man schon darin erkennen, dass in dieser Kathedrale von Krakau früher alle polnische Könige gekrönt wurden. Ich muss nicht erwähnen, dass dieser Abend unter uns Deutschen zu einer überschwänglichen Festveranstaltung wurde. Immer wieder ließ man den Europakönig hochleben. Er überstand alles in Würde, wie es dem hohen Amt entspricht.

 

Am Sonntag, dem 30. August fand dann die riesige Parade statt. Zwei Dinge beeinträchtigten das festliche Geschehen: der große regen und die manchmal etwas schwierige Wegführung bei der Parade.  Um 13 Uhr zog der bunte Zug los. Ziel war der Marktplatz von Krakau. Und nun lernten wir die Beschaffenheit polnischer Straßen erstrecht kennen: holprig, Schlaglöscher, verrostete Straßenbahnschienen. Und das die Organisatoren es nicht  durchgebracht hatten, die Ampeln am Zugweg auf Grün zu schalten, wurde der Festzug immer wieder bei jeder roten Ampel auseinander gerissen. Zu allem Unglück setzte dann auch noch der Regen ein, der uns schon am vorigen Tag mächtig zugesetzt hatte. Dennoch zeigten sich die Honoratioren auf der Ehrentribüne und die zünftigen Teilnehmer an  der Parade stand- und wasserfest. Um 16 Uhr lief dann nichts mehr. Bzw. wir liefen, denn wir versuchten,  uns mit anderen Zugteilnehmern vor den schweren Regenfällen zu schützen. Die Veranstaltung musste abgebrochen werden.

 

Als wir nach dem Umzug zusammensitzen, können wir nur feststellen: die polnischen Gastgeber haben sich sehr viel mühe gegeben, die Stimmung in der Gruppe war einmalig. Trotz der schweren Strapazen, die  hinter und noch vor uns liegen.

 

Fazit: Wir fuhren mit einer Diözesankönigin und einem Bundeskönig aus der Heimat ab und kehren heute Abend noch mit dem Europakönig in die Heimat zurück.

 

Das war doch eine Reise wert.